Dienstag, 25. November 2008

Riga

Bevor zuviel Zeit ins Land streicht, ist es an dieser Stelle unumgänglich ein kleiner Rückblick auf unseren Rigaausflug zu gewähren, der heute sein sage und schreibe einwöchentliches Jubiläum feiert! Und wie könnte man diesen Eintrag besser beginnen, als unser verheißungsvolles Programm zu publizieren.

Aber nun erstmal der Reihe nach:

Sonntag, der 16.11.2008
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Gegen 10.30 Uhr startete unser Zug nach Stockholm, von wo aus wir mit über 1.000 internationale Studenten aus schwedischen Landen die lange Reise nach Riga antreten wollten. Bereits auf dem Weg zum Bahnhof brillierten Max, Marlon, meine Wenigkeit und Klaus mit intellektuellen Leckerbissen, wobei Letztgenannter vor allen Dingen mit seinen empirischen Ausführung über Hubertus (der Nachname soll an dieser Stelle geschützt bleiben) für Stimmung sorgte. Schnell einigte man sich unter Schirmherrschaft von Klausi auf folgende fast schon legendäre Worte: "Heute Abend machen wir einen Ruhigen, immerhin wollen wir morgen etwas von Riga sehen"

Soweit so gut. Bis zu unserer Ankunft an Deck der M/S Regina Baltica hatte dieser Leitsatz auch bestand. Schnell mussten wir dabei allerdings feststellen, dass uns das Servicepersonal immer tiefer in die Tiefen des Schiffes schickte, was uns letztlich in Etage1 führte. Zwar hatten wir bei einem Preis von 30Euro für 2 Schiffstage keine Luxuskabinen erwartet, dass allerdings andere Kommilitionen für 20 Euro in der obersten Etage samt Fensterblick untergebracht waren, entzog sich jeder Theorie von Preisbildung. Die Feststellungen zu Lage und Qualität unserer Kabine überschlugen sich förmlich und fanden in Ausdrücken wie "wir sind sogar unter den Autos" sowie "wir haben ja gar kein Tier als Leitmotiv" ihren Ausdruck. Das mit den Tieren stimmte dann doch schon nachdenklich, wobei es manch einen gegeben haben soll, der bis zum Verlassen des Decks glaubte gemeinsam mit den abgebildeten Schmusetierchen über die Meere geschippert zu sein.


Aber zurück zu unserer Kabine, die mit der Tatsache brillieren konnte, sich direkt am Maschinenraum zu befinden. Richtig so, wer braucht schon Ruhe!

Ob nun dies, oder die billigen Alkoholpreise in der schnell ausfindig gemachten Bar Anlass dafür waren, unsere eben erwähnte Planung eines ruhigen Abends zu verwerfen ist dabei nicht nachhaltig zu erklären. Sicher ist nur, dass gegen 16.00 Uhr das erste Bier unsere durstigen Münder trocknete. Aber nicht alle! Ein Unbekannter machte bereits eine halbe Stunde später mit dem ersten Jacky-Cola auf sich aufmerksam! So vergingen Minuten und Stunden, wobei wir den Auslauf des Schiffes aus dem Stockholmer Hafen natürlich fachmännisch beobachteten und auch schnell die nicht übermäßig erscheinenden, oder soll man gar sagen fehlenden, Sicherheitsmaßnahmen (nicht) entdeckten. Schnell waren wir uns einig: "Wer voll ist und raus geht, fällt schnell mal über Bord". Die Folgerung erscheint nicht nur logisch sondern in hohem Maße konsequent: "Heute machen wir einen ruhigen..."

Nach der benötigten Nahrungsaufnahme stand dann doch der Vorschlag im Raum den Duty Free Shop aufzusuchen, der um 20.00 Uhr seine Pforten geöffnet hatte. Schnell wurde uns bewusst, dass wir diese Idee mit 1000 weiteren Leidesgenossen teilten, so dass wir doch wieder die Public Areas aufsuchten. Dann eben noch ein Bierchen. Knappe 2 Stunden später, es waren ein paar mehr kühle Blonde geworden, konnten wir dann aber doch die heiligen Pforten passieren und dies und das zu günstigen Preisen erwerben. Da in der Zeit wirtschaftlicher Krisen Lagerproduktion aber nicht als vorteilhaft gilt, mussten unsere Schnäppchen auch schnell verzehrt werden. Dafür erkoren wir uns die Kabine von Max und Marlon aus, die den beißendes Geruch eines Klobesuches schon über den Gang verteilt hatte. Jedenfalls fanden wir uns zu viert zusammen und hoben in einer knappen halben Stunde so einige male das Glas. Immerhin hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch unseren ruhigen Abend, auch wenn wir uns für unser gemütliches Zusammensein bis auf die Toilette verteilen mussten um Platz zu finden.
Nach dieser halben Stunde jedoch verstummten auch die letzten Hartgesottenen, die den Glauben in einen ruhigen Abend bis zuletzt nicht verloren hatten. Immerhin bekamen wir von Klausi sozusagen als Steigerung der Hubertusausführungen nun auch alles Wissenswerte über Bremen mitgeteilt. Denn Bremen ist nicht nur Bremen, es ist mehr noch Bremen. Diese Flut an Informationen konnten auch nicht mkit anschließenden Erläuterungen über die Hansebeziehungen mit unseren Reiseziel Riga ausgemerzt werden konnte.
Unsere Meinungsänderung in der Abendplanung, oder sollte ich Stimmungsänderung sagen, machte dann aber auch wieder unsere in weiser Voraussicht abgeschlossene Wetten über den Tagesvollsten interessant. Also, wer braucht schon nen ruhigen Abend? Das dieser doch schon länger Geschichte gewesen war, begriff ich dann am nächsten Morgen, als mir bewusst wurde, dass wir doch tatsächlich ein Abkommen über wöchentliches Joggen getroffen hatten, natürlich mit entsprechenden Strafzahlungen bei Nichterscheinen. Apropos Wetten, über Umwegen auf der Tanzfläche in Deck 8 angelangt, machten auch die Blackjack-Tische nicht vor mir halt. Da das mit dem Zählen und Rechnen noch klappte kann ich von einbehaltenden Gewinnen berichten. Eine Auflösung wer den Tagesvollsten mimte unterbleibt leider, da ein Kopf an Kopf Rennen von 2 aus 4 leider nicht ausdrücklich ausgwertet werden kann, es fehlt uns sozusagen ein Zielfoto.
Angesichts des ruhigen Abends hatten wir Dank der netten Schiffsdurchsagen am nächsten Morgen natürlich kein Problem aus den Kabinenbetten zu kommen ;-) Jedenfalls betraten wir nach fast einem Tag auf hoher See wieder das Festland. Riga war erreicht. Völlig planlos strömten wir in die Stadt hinaus und machten dann doch so die ein oder andere Entdeckung. Nach minutiöser Suche hatten wir dann auch endlich eine Örtlichkeit gefunden, die unseren Hunger stillen sollte. Das dies einen Bailys mit dem gewissen Etwas des Hauses beinhaltete wusste zu diesem Zeitpunkt niemand, wurde aber dankend zur Kenntniss genommen. Lettische Gastfreundschaft lehnt ein deutscher Tourist schließlich nicht ab und so bestanden wir diese Prüfung mit Bravour. Das wir im Anschluss in Windeseile durch Riga wanderten verdanken wir unserer Darmstädter Rige, die kurzerhand in der lettischen Hauptstadt weilende Bekannte einspannten uns eine kleine Stadtführung zu geben. Da unsere Stadführer schon nach wenigen Minuten durchblicken ließen froh zu sein bald den Heimweg antreten zu können, erreichte unsere Tourismuseuphorie nicht gerade ihren Höhepunkt. 2 Stunden später konnten wir aber mit Fug und Recht behaupten alles Sehenswerte in Riga abgeklappert und dabei so einige Eindrücke gesammelt zu haben. Natürlich alles dank unseres ruhig verlebten Abends auf dem Schiff! Das Bild zeigt uns übrigens vor dem schwedischen Tor, ja richtig in Riga...


Zu erwähnen wäre weiterhin noch das nicht durchschaubare lettische Wetter. Mit Sonnenschein empfangen landeten wir nach leichtem Schneefall bei Regen wieder auf unserem geliebten Boot. Die Heimreise stand an, und wie wir noch am Tag zuvor auf dem Weg zum Hafen geplant hatten: "Wenns zurück nach Stockholm geht lassen wir es so richtig krachen, dann machen wir so richtig einen". Immerhin standen wir am Duty Free Shop diesmal nicht so lange an, genug Flüssiges war nicht mehr vorhanden, weil M. am Vorabend vor dem ins Bett wanken nochmal ein Schlückchen aus der bis dato geschlossenen Pulle brauchte. In der trink-TÜV-geprüften Kabine unserer beiden Darmstädter brachte K. die Stimmung erneut zum Kochen als wir seinen Ausführungen zur Zeitumstelung lauschten. Immerhin hatten wir auf dem Hinweg ja eine Stunde vorgestellt, da muss schon wohl überlegt sein wie man diesen Effekt umkehrt und wieviele "Minuten" dafür notwendig sind. Wieder einmal führte uns der Weg (und mich samt Halt am Backjacktisch) hinauf auf die Tanzfläche. Das böse Erwachen folgte gegen 2.00 Uhr (Stockholmer Zeit), als wir in ein durchaus als Sturm zu bezeichnendes Wetterloch gerieten. Nicht nur dass alle Tanzwilligen von links nach rechts und wieder zurück fielen ohne die Möglichkeit darauf Einzuwirken, das wackelnde Schiff samt Alkoholeinfluss schafften es, dass mir innerhalb einer Minute speiübel wurde. Schnell musste der Weg zur Kabine angetreten und das Bett aufgesucht werden, wobei insbesondere die Fahrt mit dem Aufzug zur Härteprüfung wurde. Die beruhigende Wirkung zu liegen wurde lediglich durch beängstigende Geräusche aus dem angrenzenden Maschinenraum getrübt. Na ja, einen ruhigen Abend wollten wir ja auch diesmal nicht...

Am nächsten Morgen sorgten wieder die penetranten Lautsprecherdurchsagen, dass wir uns von Bord bewegeten und sich eine denkwürdige Reise dem Ende neigte, wobei unsere Stimmungskanone Klausi in Stockholm glaubhaft mit der Frage ans uns herantrat, ob sich der Boden eigentlich bewege... Da wir es bekanntlich ruhig angegangen sind würde ich trotz diesem erneuten Highlight gradezu untertreiben von 4 Frischlingen zu sprechen, die am späten Dienstagnachmittag good old Karlstad erreichten.

Zum Schluss noch ein Rückblick auf meine Errungenschaften. Das lettische Hartgeld wird meine Münzsammlung erweitern. Genauere Untersuchungen ob hier sprichwörtlich ein wenig bei den guten alten deutschen Pfennigen abgekupfert wurde darf dabei nicht ausbleiben, zumindest ist die Ähnlichkeit frappierend. Das zusätzlich Abgebildete dient mir und meinen 3 Gefährten als Erinnerung an einen ruhigen Abend und 3 lustige Tage!

Grüße aus Schweden,
Henrik

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