Donnerstag, 27. November 2008

Universitetet

"OK, lets go ahead and take a fifteen minutes break" Mit diesem schon nach mehreren Wochen Lehre und den dazu gehörigen Verschnaufpausen ehrwürdig erscheinendem Satz entliess uns Teacher M., unser Gastprofessor aus Amerika, heute in die wohlverdiente Pause. Anders als gestern wurden unsere Theorien zu International Trade nach der kleinen Erholungspause nicht durch kurze Filme ersetzt. Gestern jedoch wollte er uns mal was zu unserer Umwelt erklären, denn wie er uns mitteilte: "I am convinced the global warming on earth is not caused by men". Aussprüche wie diesen bringen aber in unserem kleinen aber feinen Trade Kurs niemand mehr aus der Fassung, begrüßte uns selbiger Prof doch mit dem Satz: "I don't like McCain, but Obama is worse". In diesem Eintrag nicht möglich ist es leider den Charme rüberzubringen, mit dem es Teacher M. schafft, Ausdrücke wie diese immer wieder herzerwährmend an den Student zu bringen, so dass man ihn einfach gern haben muss.

Erwähnenswerter ist aber das Tempo mit dem wir durch die Kapitel preschen, was grade in Angesicht der mitunter eher gemächlichen Lernmethoden schwedischer Lehrkräfte den Unterschied ausmacht. Großartig auch die Besorgnis, ob auch wirklich jeder schon die neuen Chapter notes erhalten hat. Und sollte 2 Stunden nach Kursbeginn noch ein etwas verkaterter Student (wir beginnen schließlich immer quater past one!) in den Raum platzen, wird das Graphenzeichnen postwendent unterbrochen. Schließlich braucht ja jeder die Chapter notes. Aber alsbald geht es mit dem Zeichnen weiter, denn so ein Graph ist schon was tolles, zumindest für den lehrenden Ami. "Diagram, Chart, Statistics, Figures" ein Spass, aber nur bis man irgendwann wirklich mal genug hat vom Kurvenzeichnen. Wie besorgt unser Prof doch um das Wohl der Studenten aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Holland, Frankeich, Schweden und allen weiteren Exoten des Kurses ist, zeigte sich heute. Denn welch Ehrentag begehen? Richtig, Thanks giving, einer kleinen Erklärung der Bedeutung dieses Tages in den USA folgten Ausführungen zu der hohen "Aircraft-Auslastung" am Wednesday before und dem Black Friday. Die Versuche die Herkunft dieses Namens richtig herzuleiten scheiterten dann aber gänzlich und endeten in Theorien wie: "inhabitants are probably really wastet because of the day and the drinking before" (zitierte Dame sprach von einem "hangover", Marie Krüger, 27. November 2008 ca. 14.20 Uhr). Doch die Quintessenz sollten wir noch präsentiert bekommen, denn am Tag nach Weihnachten beginnt in Amerika traditionell das Weihnachtsshopping. Die Familien strömen aus und kaufen was die Geldbörse hergibt, was dann noch so manch einen Ladenhüter an den Mann oder die Frau bringt und amerikanische Shops somit zumindest für einen Tag von den roten in die schwarzen Zahlen führt, denn das mit Minus und Plus hat so manch einer auf der anderen Seite des großen Teichs ja noch nicht verstanden. Thanks giving, da wollte uns unser Prof schlussendlich natürlich auch was gutes tun und liess uns schon eine Stunde früher von Dannen ziehen, möglich natürlich durch das gewohnt hohe Tempo der ökonomischen Malerei. Nicht verkneifen konnte sich unser Chief in Economics aber den Zusatz, schließlich selbst schnell heim zu müssen: "Icehockey game in TV"

So endete ein Unitag um 16.00 Uhr im dunkeln, der bereits gegen kurz nach acht in der Früh mit unserem Weg zum Schwedischkurs begonnen hatte. Die ersten Buchpräsentationen selbst gewählter Barnböcker, also Kinderbücher, führten uns in die Tiefen von Pippi Langstrumpf und Karius und Baktus ein. Am Dienstag muss dann meine Wenigkeit dran glauben. Aber ein glückliches Händchen bei der Literaturwahl, natürlich alles unter wissenschaftlichen Aspekten, ist schonmal die halbe Miete.

Niiiiiiiiice evening allerseits!
Henrik

Dienstag, 25. November 2008

Novembertage

Allerhand haben wir heute wieder erlebt!

Für Interessierte empfehle ich deshalb zum einen den Blog meines Giessener Kollegen Chris, der sich unseren heutigen Erfahrungen mit dem Thema "schwedische Küche" beschäftigt hat, zu besuchen
----> Das Teufelszeug

Zum zweiten referiert mein darmstädter Kumpane Marlon über unsere hier schon an der ein oder anderen Stelle erwähnten aufkeimenden Sportsgeist, der sich auch von Kälte und Schneefall nicht unterkriegen lässt
----> Jogging for Runaways

Also weiterklicken: lesenswert!

Riga

Bevor zuviel Zeit ins Land streicht, ist es an dieser Stelle unumgänglich ein kleiner Rückblick auf unseren Rigaausflug zu gewähren, der heute sein sage und schreibe einwöchentliches Jubiläum feiert! Und wie könnte man diesen Eintrag besser beginnen, als unser verheißungsvolles Programm zu publizieren.

Aber nun erstmal der Reihe nach:

Sonntag, der 16.11.2008
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Gegen 10.30 Uhr startete unser Zug nach Stockholm, von wo aus wir mit über 1.000 internationale Studenten aus schwedischen Landen die lange Reise nach Riga antreten wollten. Bereits auf dem Weg zum Bahnhof brillierten Max, Marlon, meine Wenigkeit und Klaus mit intellektuellen Leckerbissen, wobei Letztgenannter vor allen Dingen mit seinen empirischen Ausführung über Hubertus (der Nachname soll an dieser Stelle geschützt bleiben) für Stimmung sorgte. Schnell einigte man sich unter Schirmherrschaft von Klausi auf folgende fast schon legendäre Worte: "Heute Abend machen wir einen Ruhigen, immerhin wollen wir morgen etwas von Riga sehen"

Soweit so gut. Bis zu unserer Ankunft an Deck der M/S Regina Baltica hatte dieser Leitsatz auch bestand. Schnell mussten wir dabei allerdings feststellen, dass uns das Servicepersonal immer tiefer in die Tiefen des Schiffes schickte, was uns letztlich in Etage1 führte. Zwar hatten wir bei einem Preis von 30Euro für 2 Schiffstage keine Luxuskabinen erwartet, dass allerdings andere Kommilitionen für 20 Euro in der obersten Etage samt Fensterblick untergebracht waren, entzog sich jeder Theorie von Preisbildung. Die Feststellungen zu Lage und Qualität unserer Kabine überschlugen sich förmlich und fanden in Ausdrücken wie "wir sind sogar unter den Autos" sowie "wir haben ja gar kein Tier als Leitmotiv" ihren Ausdruck. Das mit den Tieren stimmte dann doch schon nachdenklich, wobei es manch einen gegeben haben soll, der bis zum Verlassen des Decks glaubte gemeinsam mit den abgebildeten Schmusetierchen über die Meere geschippert zu sein.


Aber zurück zu unserer Kabine, die mit der Tatsache brillieren konnte, sich direkt am Maschinenraum zu befinden. Richtig so, wer braucht schon Ruhe!

Ob nun dies, oder die billigen Alkoholpreise in der schnell ausfindig gemachten Bar Anlass dafür waren, unsere eben erwähnte Planung eines ruhigen Abends zu verwerfen ist dabei nicht nachhaltig zu erklären. Sicher ist nur, dass gegen 16.00 Uhr das erste Bier unsere durstigen Münder trocknete. Aber nicht alle! Ein Unbekannter machte bereits eine halbe Stunde später mit dem ersten Jacky-Cola auf sich aufmerksam! So vergingen Minuten und Stunden, wobei wir den Auslauf des Schiffes aus dem Stockholmer Hafen natürlich fachmännisch beobachteten und auch schnell die nicht übermäßig erscheinenden, oder soll man gar sagen fehlenden, Sicherheitsmaßnahmen (nicht) entdeckten. Schnell waren wir uns einig: "Wer voll ist und raus geht, fällt schnell mal über Bord". Die Folgerung erscheint nicht nur logisch sondern in hohem Maße konsequent: "Heute machen wir einen ruhigen..."

Nach der benötigten Nahrungsaufnahme stand dann doch der Vorschlag im Raum den Duty Free Shop aufzusuchen, der um 20.00 Uhr seine Pforten geöffnet hatte. Schnell wurde uns bewusst, dass wir diese Idee mit 1000 weiteren Leidesgenossen teilten, so dass wir doch wieder die Public Areas aufsuchten. Dann eben noch ein Bierchen. Knappe 2 Stunden später, es waren ein paar mehr kühle Blonde geworden, konnten wir dann aber doch die heiligen Pforten passieren und dies und das zu günstigen Preisen erwerben. Da in der Zeit wirtschaftlicher Krisen Lagerproduktion aber nicht als vorteilhaft gilt, mussten unsere Schnäppchen auch schnell verzehrt werden. Dafür erkoren wir uns die Kabine von Max und Marlon aus, die den beißendes Geruch eines Klobesuches schon über den Gang verteilt hatte. Jedenfalls fanden wir uns zu viert zusammen und hoben in einer knappen halben Stunde so einige male das Glas. Immerhin hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch unseren ruhigen Abend, auch wenn wir uns für unser gemütliches Zusammensein bis auf die Toilette verteilen mussten um Platz zu finden.
Nach dieser halben Stunde jedoch verstummten auch die letzten Hartgesottenen, die den Glauben in einen ruhigen Abend bis zuletzt nicht verloren hatten. Immerhin bekamen wir von Klausi sozusagen als Steigerung der Hubertusausführungen nun auch alles Wissenswerte über Bremen mitgeteilt. Denn Bremen ist nicht nur Bremen, es ist mehr noch Bremen. Diese Flut an Informationen konnten auch nicht mkit anschließenden Erläuterungen über die Hansebeziehungen mit unseren Reiseziel Riga ausgemerzt werden konnte.
Unsere Meinungsänderung in der Abendplanung, oder sollte ich Stimmungsänderung sagen, machte dann aber auch wieder unsere in weiser Voraussicht abgeschlossene Wetten über den Tagesvollsten interessant. Also, wer braucht schon nen ruhigen Abend? Das dieser doch schon länger Geschichte gewesen war, begriff ich dann am nächsten Morgen, als mir bewusst wurde, dass wir doch tatsächlich ein Abkommen über wöchentliches Joggen getroffen hatten, natürlich mit entsprechenden Strafzahlungen bei Nichterscheinen. Apropos Wetten, über Umwegen auf der Tanzfläche in Deck 8 angelangt, machten auch die Blackjack-Tische nicht vor mir halt. Da das mit dem Zählen und Rechnen noch klappte kann ich von einbehaltenden Gewinnen berichten. Eine Auflösung wer den Tagesvollsten mimte unterbleibt leider, da ein Kopf an Kopf Rennen von 2 aus 4 leider nicht ausdrücklich ausgwertet werden kann, es fehlt uns sozusagen ein Zielfoto.
Angesichts des ruhigen Abends hatten wir Dank der netten Schiffsdurchsagen am nächsten Morgen natürlich kein Problem aus den Kabinenbetten zu kommen ;-) Jedenfalls betraten wir nach fast einem Tag auf hoher See wieder das Festland. Riga war erreicht. Völlig planlos strömten wir in die Stadt hinaus und machten dann doch so die ein oder andere Entdeckung. Nach minutiöser Suche hatten wir dann auch endlich eine Örtlichkeit gefunden, die unseren Hunger stillen sollte. Das dies einen Bailys mit dem gewissen Etwas des Hauses beinhaltete wusste zu diesem Zeitpunkt niemand, wurde aber dankend zur Kenntniss genommen. Lettische Gastfreundschaft lehnt ein deutscher Tourist schließlich nicht ab und so bestanden wir diese Prüfung mit Bravour. Das wir im Anschluss in Windeseile durch Riga wanderten verdanken wir unserer Darmstädter Rige, die kurzerhand in der lettischen Hauptstadt weilende Bekannte einspannten uns eine kleine Stadtführung zu geben. Da unsere Stadführer schon nach wenigen Minuten durchblicken ließen froh zu sein bald den Heimweg antreten zu können, erreichte unsere Tourismuseuphorie nicht gerade ihren Höhepunkt. 2 Stunden später konnten wir aber mit Fug und Recht behaupten alles Sehenswerte in Riga abgeklappert und dabei so einige Eindrücke gesammelt zu haben. Natürlich alles dank unseres ruhig verlebten Abends auf dem Schiff! Das Bild zeigt uns übrigens vor dem schwedischen Tor, ja richtig in Riga...


Zu erwähnen wäre weiterhin noch das nicht durchschaubare lettische Wetter. Mit Sonnenschein empfangen landeten wir nach leichtem Schneefall bei Regen wieder auf unserem geliebten Boot. Die Heimreise stand an, und wie wir noch am Tag zuvor auf dem Weg zum Hafen geplant hatten: "Wenns zurück nach Stockholm geht lassen wir es so richtig krachen, dann machen wir so richtig einen". Immerhin standen wir am Duty Free Shop diesmal nicht so lange an, genug Flüssiges war nicht mehr vorhanden, weil M. am Vorabend vor dem ins Bett wanken nochmal ein Schlückchen aus der bis dato geschlossenen Pulle brauchte. In der trink-TÜV-geprüften Kabine unserer beiden Darmstädter brachte K. die Stimmung erneut zum Kochen als wir seinen Ausführungen zur Zeitumstelung lauschten. Immerhin hatten wir auf dem Hinweg ja eine Stunde vorgestellt, da muss schon wohl überlegt sein wie man diesen Effekt umkehrt und wieviele "Minuten" dafür notwendig sind. Wieder einmal führte uns der Weg (und mich samt Halt am Backjacktisch) hinauf auf die Tanzfläche. Das böse Erwachen folgte gegen 2.00 Uhr (Stockholmer Zeit), als wir in ein durchaus als Sturm zu bezeichnendes Wetterloch gerieten. Nicht nur dass alle Tanzwilligen von links nach rechts und wieder zurück fielen ohne die Möglichkeit darauf Einzuwirken, das wackelnde Schiff samt Alkoholeinfluss schafften es, dass mir innerhalb einer Minute speiübel wurde. Schnell musste der Weg zur Kabine angetreten und das Bett aufgesucht werden, wobei insbesondere die Fahrt mit dem Aufzug zur Härteprüfung wurde. Die beruhigende Wirkung zu liegen wurde lediglich durch beängstigende Geräusche aus dem angrenzenden Maschinenraum getrübt. Na ja, einen ruhigen Abend wollten wir ja auch diesmal nicht...

Am nächsten Morgen sorgten wieder die penetranten Lautsprecherdurchsagen, dass wir uns von Bord bewegeten und sich eine denkwürdige Reise dem Ende neigte, wobei unsere Stimmungskanone Klausi in Stockholm glaubhaft mit der Frage ans uns herantrat, ob sich der Boden eigentlich bewege... Da wir es bekanntlich ruhig angegangen sind würde ich trotz diesem erneuten Highlight gradezu untertreiben von 4 Frischlingen zu sprechen, die am späten Dienstagnachmittag good old Karlstad erreichten.

Zum Schluss noch ein Rückblick auf meine Errungenschaften. Das lettische Hartgeld wird meine Münzsammlung erweitern. Genauere Untersuchungen ob hier sprichwörtlich ein wenig bei den guten alten deutschen Pfennigen abgekupfert wurde darf dabei nicht ausbleiben, zumindest ist die Ähnlichkeit frappierend. Das zusätzlich Abgebildete dient mir und meinen 3 Gefährten als Erinnerung an einen ruhigen Abend und 3 lustige Tage!

Grüße aus Schweden,
Henrik

Samstag, 22. November 2008

Frühsport

Nachdem sich unsere kleine Gruppe unter Alkoholeinfluss in Riga dazu entschlossen hat den wöchentlichen Sportzwang wieder einzuführen, haben wir die Praktik des Joggens bereits diese Woche wiedereingeführt. Um unseren mit der Zeit etwas eingeschlafenen Sportgeist wieder zu erwecken heisst es nun 3mal wöchentlich joggen, wobei Nichterscheinen mit 30 Kronen Kompensationszahlung geahndet wird. An dieser Stelle kann ich als Kassenwart erklären, dass die erste Woche straffrei geblieben ist. Natürlich unterliegt dies noch der Prüfung unseres Aufsichtsrates in Person von Max K.


Um die sportliche Betätigung etwas auszuweiten entschieden sich 4 Verrückte heute im Morgengrauen den etwas vereisten Sportplatz am Campus aufzusuchen. Bei Minus 3 Grad Außentemperatur durchaus kalt, aber Bewegung schadet nicht.


Von links: Chris, Henrik (beide Gießen), Jonas (Schweden), Marco (Holland)

Bei allem was man um die Wetterkapriolen in Deutschland hört, muss erwähnt werden, dass wir hier in Karlstad gestern unseren ersten "richtigen" Schnee bekommen haben. Bei bis zu -7 Grad ist dann auch gewährleistet, dass dieser liegenbleibt. Und da das Wetter hier manchmal verrückt zu spielen scheint, kommt es vor, dass eine zunächst von Sonnenschein begleitete Laufeinheit plötzlich mit heftigem Schneefall endet. Die aufgenommenen Bilder zeigen das muntere Schneetreiben vor meinem Haus auf dem Weg zur Uni gegen 13.00 Uhr und das Ende des Unitages gegen 16.30 Uhr.



Also, bald geht's los mit Skifahren!
Henrikksson

Donnerstag, 20. November 2008

Datoren

Seit gestern besitze ich wieder jene, für uns Studenten doch unabdingbare, Rechenmaschine die man hier in Schweden schlicht als 'Dator' bezeichnet. Da eben jener Dator ein Utrum, das heisst ein 'en-Wort' ist, ergibt somit in der bestimmten Form den Titel des akutellen Eintrages 'Datoren'.

Oder einfach gesagt:
ein Computer - en dator
der Computer - datoren

Dieser Ausflug in die schwedische Sprache ist unabdingbar, da wird heute nach langem warten endlich unsere Noten der Klausur bekommen haben. Etwas spät mag man meinen, wenn man bedenkt, dass der offizielle Nachschreibetermin für die Klausur doch auf heute terminiert wurde, aber kein Problem für all jene fleißige Studenten die sich angemessen vorbereitet haben.

Zurück zum Laptop der sich seit gestern Nachmittag auf meinem Schreibtisch sonnen darf. Zur Feier des Tages musste natürlich ein Festmahl her und was bietet sich da mehr an als IKEA-Pizza. Richtig, jene schwedische Möbelkette zeichnet sich schon lange nicht mehr nur durch seine Ausstattungskünste sondern auch eine im Preis-Leistungsverhältnis vorzügliche Küche aus. Jedenfalls gibt's die Pizza auch tiefgefroren für den Heimgebrauch. Nicht fehlen durfte da ein frisches Weizen. Zu meinem Erstaunen entdeckte ich am Wochenende im staatlichen Alkoholladen 'Systembolaget' verlassen im Regal stehend das unten abgebildtete Weizen. Alle Leser die meine Vorliebe für Weihenstephaner Hefe - Vorsicht Werbung! - kennen, wissen welch große Emotionen der Fund dieser großartigen Offenbarung an bayrischer Braukunst in mir ausgelöst hat. Als hätte die Flasche nur auf mich gewartet musste sie natürlich trotz des horenden Preises von umgerechnet knapp 2 € mitgenommen und gestern dann zu jenem feierlichen Anlass vor dem 'Dator' sitzend geleert werden.

Samstag, 15. November 2008

Hämnden är ljuv

... oder auch "Rache ist süss" wie man auf Deutsch sagen würde. Unser heutiges Poker Revival hat den Beweis angetreten, dass wir Tyskländer eben doch nicht nur im Fussball siegreich sein können, sondern noch über weitere Qualitäten verfügen. Der heute etwas kleinere Gewinn von immerhin stolzen 100 schwedischen Kronen ging an den Verfasser dieses Beitrages. Nicht verschwiegen werden darf dabei, dass die Siegeshand im Heads up wieder einmal A,A lautete.

Was gibt es sonst zu berichten? Zum einen wäre da die Sonne zu erwähnen, die immer früher hinter dem Horizont verschwindet, so dass wir uns langsam aber sicher der 16.00 Uhr Marke nähern. Da wäre zum anderen die stohische Ruhe der Schweden zu nennen, die sich von den trüben Tagen und der frühen Dunkelheit nicht aus der Ruhe bringen lassen. Glaubt man mittlerweile die längste Warteschlange ever, sei es vor dem Bus, im Kino oder im örtlichen Fastfoodladen, gesehen zu haben, so irrt man, oder muss Samstags Abends für ein bischen Brot den nahegelegenen Supermarkt aufsuchen. Und da wirft sich direkt die Frage auf, wie lange wir denn wohl morgen in der Schlange des Duty-Free Shops auf unserem Schiff nach Riga stehen werden, wenn wie laut Veranstalter über 1.100 Studenten aus ganz Schweden die Reise ins ferne Lettland antreten.

Na ja, wie immer in diesen Tagen heisst es Ruhe bewahren! Dann wird man, wie heute z.B., auch einmal positiv überrascht. Sei es nach einigen trüben Herbsttagen von strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel oder vom laut bejubelten 4:0 Erfolg der Borussia aus Dortmund. Wie auch immer, auf den Boden der Tatsachen kommt man dann wieder, wenn man liest, dass die heimischen 46ers nicht zur wichtigen Partie in Ludwigsburg antreten konnten, weil man im Stau steckte. Soll man dies humorvoll nehmen oder die Hände über dem Kopf zusammenschlagen? Wie auch immer, Geld für einen Privatjet ist eben nicht da in Giessen City. Beruhigend, dass einem eine solche Enttäuschung in Schweden wohl erspart bleibt, denn über zu viel Verkehr auf den Strassen kann man sich hier wahrlich nicht beschweren. Und wenn, dann nehmen es die Schweden ihrem Gemüt zur Folge mit stohischer Ruhe.

Ich hoffe, auf dem Weg nach Riga nicht über Bord zu gehen und dann bald an gleicher Stelle ein paar Bilder präsentieren zu können.

Stay on!

Donnerstag, 13. November 2008

Poker

An dieser Stelle schonmal ein Bericht vom Wochenende, der auch ohne Bilder zu erzählen ist. Freitag war auf unserem Flur grosser Pokerabend. Das hiess im Enddeffekt, dass 5 Schweden und ich um die Wette pokerten. Zu gewinnen waren stattliche 200 Kronen, also ca. 20 Euro. Der Vorteil im Poker allgemein besteht darin, dass es ohne Verständigungsprobleme zu spielen ist und dass die Kunst darin besteht das Spiel mit neuen Mitspielern wieder neu zu lernen. Es gibt wohl kaum ein anderes Spiel bei dem man ohne Worte seinen Gegenüber in so kurzer Zeit so gut kennenlernt. Teilweise bestätigen sich die Eindrücke, andere wiederum verkehren komplett ins Gegenteil und am Ende stellt sich die Frage welche Offenbarungen nur Mittel zum Zweck - also, um in der Pokersprache zu bleiben, ein großer Bluff - waren. Wie der Titel einer für manche Leser vielleicht doch bekannten Band stellt sich die alles entscheidene Frage: How to call a Bluff? Hat man es nach einigen Händen und Karten geschafft seinen Mitspieler wirklich lesen zu können oder wurde man selbst zum Opfer der Lüge.
Diese Problemstellung zog sich für jeden der Mitspieler durch den gesamten Abend, wobei meine schwedischen Mitbewohner, die schon ein paar Jahre oder wenigstens Monate auf diesem Flur leben, lediglich vor das Problem gestellt waren mich zu "lesen". Für mich gestaltete sich die Aufgabe ungleich schwerer. Genug der grauen Theorie, die an diesem Abend bei Bier und Pizza nicht im Vordergrund stand, sondern vielmehr der Spass am Spiel und die damit verbundene Völkerverständigung.
Nach ca. 2 Stunden befanden sich Nicklas und ich als letzte Verbliebende im finalen Heads up, das über den neuen Besitzer des stattlichen Gewinns entscheiden sollte. Alle nicht Pokerfreunde können an dieser Stelle mit dem Zusatz, dass das Geld nicht in meinem Besitz gelandet ist, das Lesen dieses Beitrages einstellen. Allen anderen muss ich nicht erklären, dass ein Heads up eine eigene Dramatik aufweist. Alle vorher gesammelten Eindrücke relativieren sich oder können sich ganz aufheben, weil eine neue Spielsituation entsteht. Mut zum Risiko, eine richtige oder auch schlechte Entscheidung und viel öfter noch das Glück entscheiden über den Sieger des Abends. In unserem Heads up war es wohl ein Mix aus allem, was den relativ aggressiv agierenden Nicklas dazu bewog nach einem munteren Wettbieten meine Aufforderung eines All-Ins nicht zu folgen. Die Tatsache, dass dies eine richtige Entscheidung war stellte sich heraus weil ich des Spasses wegen etwas tat, was Pokerspieler im Allgemeinen nicht tun. Jedenfalls deckte ich meine beiden Asse auf und wusste nicht ob ich Nicklas für seine gute Entscheidung beglückwünschen oder mich über die entgangene Chance ärgern sollte. Ich entschied mich für ersteres, denn die Opportunitäskosten wie wir Ökonomen sagen, also die Kosten der entgangenen Gelegenheit, waren nicht so gross gewesen. Zwar wanderten seine Chips nicht einmal quer über den Tisch auf meine Seite, aber letztendlich war ich noch im Spiel und hatte die Runde gewonnen. Risiko, Entscheidung, Glück. Welcher dieser 3 Faktoren die direkt folgende Runde beeinflusste lasse ich dahingestellt. Jedenfalls waren Nicklas' seherische Fähigkeiten beeindruckend, die da lauteten: "I really want to continue playing against you, because it's fun. But I think we will both be All-in with this hand" Über den Ausgang hatte er zwar keine Vision aber letzlich waren wir nach kurzem Abtasten All-In. Ich hielt mich für einen Glückspilz, denn wie oft folgen auf eine Hand mit American Airlines (2 Asse) direkt 2 Könige. Da ich kein ausgewiesener Freak, bin kann ich nicht mit Wahrscheinlichkeiten dienen, jedenfalls freute ich mich über eine statistisch gute Chance auf den Gewinn und verplante in Gedanken schoneinmal die 200 Kronen. Als mein Gegenüber dann aber 2 Asse auf den Tisch pfefferte und und mich mit den folgenden 5 Karten auch der Faktor Glück nicht mehr retten konnte fand das Spiel mit einer würdigen Hand einen würdigen schwedischen Sieger. Dieses für Pokerfreunde durchaus ungewöhnlich spektakuläre Spielende im Heads up sorgt noch heute, also geschlagene 6 Tage später, für Gesprächsstoff im 1. Stock von Triogatan 4 und war das Ende eines - fast (lasst euch von einem BWLer sagen dass Geld nicht das wichtigste ist im Leben) - durchweg gelungenen Abends. Der schwedischen Freude den Sieger gestellt zu haben kann ich immerhin mit meinem statistischen Wissen um die Erfolgschance bei 1 aus 6, aber noch viel wirkungsvoller mit dem Spruch: "Und im Fussball gewinnen doch immer wir" entgegenen.

Soviel vom Poker. Das nächste mal auch mit Bildern, damit ich meinen Schwedenflur mal vorstellen kann!

Vi ses snart,
Hälsningar, Henrik

Alter Schwede...

Auf den Schreck des fehlenden Internets folgte vergangenen Freitag ein weitaus grösserer. Während mein Laptop munter Musik abspielte (an dieser Stelle die Empfehlung an alle diejenigen eine Playlist aus gefühlten 10 Songs bevorzugen: www.radio1.no),fiel der Netzstecker beim Versuch das Notebook umzuplatzieren ab. Kein grosse Sache sollte man meinen, übernimmt doch normalerweise der Akku die Arbeit der Stromzufuhr. Nicht so in meinem Fall. Alles schwarz, noch nicht mal "Blue Screen". Seit diesem Moment tut sich bei meiner alten Mühle nichts mehr. Ein Besuch beim hiesigen Computerladen begrub jegliche Hoffnung, dass das Netzteil der wunde Punkt sei. Scheinbar ist das Motherboard hinüber, wobei der Verkäufer mich freundlich darauf hinwies, man könne ein neues für mehr als 4.000 Kronen (entspricht beim derzeitigen Wechselkurs ziemlich genau 400 €) einbauen, was sich aber, wie er selbstlos einsah, bei meinem altgedienten Gerät kaum lohnen würde.

Was nun? Ein neuer Rechner muss her, denn ohne ist man hier ziemlich aufgeschmissen!
Kein Problem, rausgehen und kaufen sollte man meinen! Na ja nicht ganz, mal abgesehen von den sprachlichen Barrieren die ein schwedischer PC mit schwedischem Betriebssystem mit sich bringt ist vor allen Dingen der Aspekt der Tastatur nicht zu vernachlässigen, wie bereits an anderer Stelle geschildert.
Also, nicht lange fackeln dachte ich mir, und gab bereits Montag abend eine Onlinebestellung nach Deutschland ab. Somit hoffe ich anfang nächster Woche wieder multimedial kommunikationsfähigkeit zu sein...

Dann können auch Berichte und Bilder der letzten 2 Wochen folgen, die ganz im Zeichen skandinavischer Völkerverständigung standen. Zu berichten wird es dann sicherlich auch eine Menge aus Riga geben. Ab Sonntag werden wir mit dem Schiff die 540 Kilometer lange Fahrt zur lettischen Hauptstadt von Stockholm aus anpeilen, die Berichten zur Folge sehr alkoholreich ausfallen soll. We will see...

Grüsse aus Schweden,
Henrik