Donnerstag, 27. November 2008
Universitetet
Erwähnenswerter ist aber das Tempo mit dem wir durch die Kapitel preschen, was grade in Angesicht der mitunter eher gemächlichen Lernmethoden schwedischer Lehrkräfte den Unterschied ausmacht. Großartig auch die Besorgnis, ob auch wirklich jeder schon die neuen Chapter notes erhalten hat. Und sollte 2 Stunden nach Kursbeginn noch ein etwas verkaterter Student (wir beginnen schließlich immer quater past one!) in den Raum platzen, wird das Graphenzeichnen postwendent unterbrochen. Schließlich braucht ja jeder die Chapter notes. Aber alsbald geht es mit dem Zeichnen weiter, denn so ein Graph ist schon was tolles, zumindest für den lehrenden Ami. "Diagram, Chart, Statistics, Figures" ein Spass, aber nur bis man irgendwann wirklich mal genug hat vom Kurvenzeichnen. Wie besorgt unser Prof doch um das Wohl der Studenten aus Deutschland, Österreich, Ungarn, Holland, Frankeich, Schweden und allen weiteren Exoten des Kurses ist, zeigte sich heute. Denn welch Ehrentag begehen? Richtig, Thanks giving, einer kleinen Erklärung der Bedeutung dieses Tages in den USA folgten Ausführungen zu der hohen "Aircraft-Auslastung" am Wednesday before und dem Black Friday. Die Versuche die Herkunft dieses Namens richtig herzuleiten scheiterten dann aber gänzlich und endeten in Theorien wie: "inhabitants are probably really wastet because of the day and the drinking before" (zitierte Dame sprach von einem "hangover", Marie Krüger, 27. November 2008 ca. 14.20 Uhr). Doch die Quintessenz sollten wir noch präsentiert bekommen, denn am Tag nach Weihnachten beginnt in Amerika traditionell das Weihnachtsshopping. Die Familien strömen aus und kaufen was die Geldbörse hergibt, was dann noch so manch einen Ladenhüter an den Mann oder die Frau bringt und amerikanische Shops somit zumindest für einen Tag von den roten in die schwarzen Zahlen führt, denn das mit Minus und Plus hat so manch einer auf der anderen Seite des großen Teichs ja noch nicht verstanden. Thanks giving, da wollte uns unser Prof schlussendlich natürlich auch was gutes tun und liess uns schon eine Stunde früher von Dannen ziehen, möglich natürlich durch das gewohnt hohe Tempo der ökonomischen Malerei. Nicht verkneifen konnte sich unser Chief in Economics aber den Zusatz, schließlich selbst schnell heim zu müssen: "Icehockey game in TV"
So endete ein Unitag um 16.00 Uhr im dunkeln, der bereits gegen kurz nach acht in der Früh mit unserem Weg zum Schwedischkurs begonnen hatte. Die ersten Buchpräsentationen selbst gewählter Barnböcker, also Kinderbücher, führten uns in die Tiefen von Pippi Langstrumpf und Karius und Baktus ein. Am Dienstag muss dann meine Wenigkeit dran glauben. Aber ein glückliches Händchen bei der Literaturwahl, natürlich alles unter wissenschaftlichen Aspekten, ist schonmal die halbe Miete.
Niiiiiiiiice evening allerseits!
Henrik
Dienstag, 25. November 2008
Novembertage
Für Interessierte empfehle ich deshalb zum einen den Blog meines Giessener Kollegen Chris, der sich unseren heutigen Erfahrungen mit dem Thema "schwedische Küche" beschäftigt hat, zu besuchen
----> Das Teufelszeug
Zum zweiten referiert mein darmstädter Kumpane Marlon über unsere hier schon an der ein oder anderen Stelle erwähnten aufkeimenden Sportsgeist, der sich auch von Kälte und Schneefall nicht unterkriegen lässt
----> Jogging for Runaways
Also weiterklicken: lesenswert!
Riga
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Zu erwähnen wäre weiterhin noch das nicht durchschaubare lettische Wetter. Mit Sonnenschein empfangen landeten wir nach leichtem Schneefall bei Regen wieder auf unserem geliebten Boot. Die Heimreise stand an, und wie wir noch am Tag zuvor auf dem Weg zum Hafen geplant hatten: "Wenns zurück nach Stockholm geht lassen wir es so richtig krachen, dann machen wir so richtig einen". Immerhin standen wir am Duty Free Shop diesmal nicht so lange an, genug Flüssiges war nicht mehr vorhanden, weil M. am Vorabend vor dem ins Bett wanken nochmal ein Schlückchen aus der bis dato geschlossenen Pulle brauchte. In der trink-TÜV-geprüften Kabine unserer beiden Darmstädter brachte K. die Stimmung erneut zum Kochen als wir seinen Ausführungen zur Zeitumstelung lauschten. Immerhin hatten wir auf dem Hinweg ja eine Stunde vorgestellt, da muss schon wohl überlegt sein wie man diesen Effekt umkehrt und wieviele "Minuten" dafür notwendig sind. Wieder einmal führte uns der Weg (und mich samt Halt am Backjacktisch) hinauf auf die Tanzfläche. Das böse Erwachen folgte gegen 2.00 Uhr (Stockholmer Zeit), als wir in ein durchaus als Sturm zu bezeichnendes Wetterloch gerieten. Nicht nur dass alle Tanzwilligen von links nach rechts und wieder zurück fielen ohne die Möglichkeit darauf Einzuwirken, das wackelnde Schiff samt Alkoholeinfluss schafften es, dass mir innerhalb einer Minute speiübel wurde. Schnell musste der Weg zur Kabine angetreten und das Bett aufgesucht werden, wobei insbesondere die Fahrt mit dem Aufzug zur Härteprüfung wurde. Die beruhigende Wirkung zu liegen wurde lediglich durch beängstigende Geräusche aus dem angrenzenden Maschinenraum getrübt. Na ja, einen ruhigen Abend wollten wir ja auch diesmal nicht...
Am nächsten Morgen sorgten wieder die penetranten Lautsprecherdurchsagen, dass wir uns von Bord bewegeten und sich eine denkwürdige Reise dem Ende neigte, wobei unsere Stimmungskanone Klausi in Stockholm glaubhaft mit der Frage ans uns herantrat, ob sich der Boden eigentlich bewege... Da wir es bekanntlich ruhig angegangen sind würde ich trotz diesem erneuten Highlight gradezu untertreiben von 4 Frischlingen zu sprechen, die am späten Dienstagnachmittag good old Karlstad erreichten.
Zum Schluss noch ein Rückblick auf meine Errungenschaften. Das lettische Hartgeld wird meine Münzsammlung erweitern. Genauere Untersuchungen ob hier sprichwörtlich ein wenig bei den guten alten deutschen Pfennigen abgekupfert wurde darf dabei nicht ausbleiben, zumindest ist die Ähnlichkeit frappierend. Das zusätzlich Abgebildete dient mir und meinen 3 Gefährten als Erinnerung an einen ruhigen Abend und 3 lustige Tage!
Samstag, 22. November 2008
Frühsport
Um die sportliche Betätigung etwas auszuweiten entschieden sich 4 Verrückte heute im Morgengrauen den etwas vereisten Sportplatz am Campus aufzusuchen. Bei Minus 3 Grad Außentemperatur durchaus kalt, aber Bewegung schadet nicht.
Von links: Chris, Henrik (beide Gießen), Jonas (Schweden), Marco (Holland)
Bei allem was man um die Wetterkapriolen in Deutschland hört, muss erwähnt werden, dass wir hier in Karlstad gestern unseren ersten "richtigen" Schnee bekommen haben. Bei bis zu -7 Grad ist dann auch gewährleistet, dass dieser liegenbleibt. Und da das Wetter hier manchmal verrückt zu spielen scheint, kommt es vor, dass eine zunächst von Sonnenschein begleitete Laufeinheit plötzlich mit heftigem Schneefall endet. Die aufgenommenen Bilder zeigen das muntere Schneetreiben vor meinem Haus auf dem Weg zur Uni gegen 13.00 Uhr und das Ende des Unitages gegen 16.30 Uhr.
Also, bald geht's los mit Skifahren!
Henrikksson
Donnerstag, 20. November 2008
Datoren
Oder einfach gesagt:
ein Computer - en dator
der Computer - datoren
Dieser Ausflug in die schwedische Sprache ist unabdingbar, da wird heute nach langem warten endlich unsere Noten der Klausur bekommen haben. Etwas spät mag man meinen, wenn man bedenkt, dass der offizielle Nachschreibetermin für die Klausur doch auf heute terminiert wurde, aber kein Problem für all jene fleißige Studenten die sich angemessen vorbereitet haben.
Zurück zum Laptop der sich seit gestern Nachmittag auf meinem Schreibtisch sonnen darf. Zur Feier des Tages musste natürlich ein Festmahl her und was bietet sich da mehr an als IKEA-Pizza. Richtig, jene schwedische Möbelkette zeichnet sich schon lange nicht mehr nur durch seine Ausstattungskünste sondern auch eine im Preis-Leistungsverhältnis vorzügliche Küche aus. Jedenfalls gibt's die Pizza auch tiefgefroren für den Heimgebrauch. Nicht fehlen durfte da ein frisches Weizen. Zu meinem Erstaunen entdeckte ich am Wochenende im staatlichen Alkoholladen 'Systembolaget' verlassen im Regal stehend das unten abgebildtete Weizen. Alle Leser die meine Vorliebe für Weihenstephaner Hefe - Vorsicht Werbung! - kennen, wissen welch große Emotionen der Fund dieser großartigen Offenbarung an bayrischer Braukunst in mir ausgelöst hat. Als hätte die Flasche nur auf mich gewartet musste sie natürlich trotz des horenden Preises von umgerechnet knapp 2 € mitgenommen und gestern dann zu jenem feierlichen Anlass vor dem 'Dator' sitzend geleert werden.
Samstag, 15. November 2008
Hämnden är ljuv
Was gibt es sonst zu berichten? Zum einen wäre da die Sonne zu erwähnen, die immer früher hinter dem Horizont verschwindet, so dass wir uns langsam aber sicher der 16.00 Uhr Marke nähern. Da wäre zum anderen die stohische Ruhe der Schweden zu nennen, die sich von den trüben Tagen und der frühen Dunkelheit nicht aus der Ruhe bringen lassen. Glaubt man mittlerweile die längste Warteschlange ever, sei es vor dem Bus, im Kino oder im örtlichen Fastfoodladen, gesehen zu haben, so irrt man, oder muss Samstags Abends für ein bischen Brot den nahegelegenen Supermarkt aufsuchen. Und da wirft sich direkt die Frage auf, wie lange wir denn wohl morgen in der Schlange des Duty-Free Shops auf unserem Schiff nach Riga stehen werden, wenn wie laut Veranstalter über 1.100 Studenten aus ganz Schweden die Reise ins ferne Lettland antreten.
Na ja, wie immer in diesen Tagen heisst es Ruhe bewahren! Dann wird man, wie heute z.B., auch einmal positiv überrascht. Sei es nach einigen trüben Herbsttagen von strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel oder vom laut bejubelten 4:0 Erfolg der Borussia aus Dortmund. Wie auch immer, auf den Boden der Tatsachen kommt man dann wieder, wenn man liest, dass die heimischen 46ers nicht zur wichtigen Partie in Ludwigsburg antreten konnten, weil man im Stau steckte. Soll man dies humorvoll nehmen oder die Hände über dem Kopf zusammenschlagen? Wie auch immer, Geld für einen Privatjet ist eben nicht da in Giessen City. Beruhigend, dass einem eine solche Enttäuschung in Schweden wohl erspart bleibt, denn über zu viel Verkehr auf den Strassen kann man sich hier wahrlich nicht beschweren. Und wenn, dann nehmen es die Schweden ihrem Gemüt zur Folge mit stohischer Ruhe.
Ich hoffe, auf dem Weg nach Riga nicht über Bord zu gehen und dann bald an gleicher Stelle ein paar Bilder präsentieren zu können.
Stay on!
Donnerstag, 13. November 2008
Poker
Diese Problemstellung zog sich für jeden der Mitspieler durch den gesamten Abend, wobei meine schwedischen Mitbewohner, die schon ein paar Jahre oder wenigstens Monate auf diesem Flur leben, lediglich vor das Problem gestellt waren mich zu "lesen". Für mich gestaltete sich die Aufgabe ungleich schwerer. Genug der grauen Theorie, die an diesem Abend bei Bier und Pizza nicht im Vordergrund stand, sondern vielmehr der Spass am Spiel und die damit verbundene Völkerverständigung.
Nach ca. 2 Stunden befanden sich Nicklas und ich als letzte Verbliebende im finalen Heads up, das über den neuen Besitzer des stattlichen Gewinns entscheiden sollte. Alle nicht Pokerfreunde können an dieser Stelle mit dem Zusatz, dass das Geld nicht in meinem Besitz gelandet ist, das Lesen dieses Beitrages einstellen. Allen anderen muss ich nicht erklären, dass ein Heads up eine eigene Dramatik aufweist. Alle vorher gesammelten Eindrücke relativieren sich oder können sich ganz aufheben, weil eine neue Spielsituation entsteht. Mut zum Risiko, eine richtige oder auch schlechte Entscheidung und viel öfter noch das Glück entscheiden über den Sieger des Abends. In unserem Heads up war es wohl ein Mix aus allem, was den relativ aggressiv agierenden Nicklas dazu bewog nach einem munteren Wettbieten meine Aufforderung eines All-Ins nicht zu folgen. Die Tatsache, dass dies eine richtige Entscheidung war stellte sich heraus weil ich des Spasses wegen etwas tat, was Pokerspieler im Allgemeinen nicht tun. Jedenfalls deckte ich meine beiden Asse auf und wusste nicht ob ich Nicklas für seine gute Entscheidung beglückwünschen oder mich über die entgangene Chance ärgern sollte. Ich entschied mich für ersteres, denn die Opportunitäskosten wie wir Ökonomen sagen, also die Kosten der entgangenen Gelegenheit, waren nicht so gross gewesen. Zwar wanderten seine Chips nicht einmal quer über den Tisch auf meine Seite, aber letztendlich war ich noch im Spiel und hatte die Runde gewonnen. Risiko, Entscheidung, Glück. Welcher dieser 3 Faktoren die direkt folgende Runde beeinflusste lasse ich dahingestellt. Jedenfalls waren Nicklas' seherische Fähigkeiten beeindruckend, die da lauteten: "I really want to continue playing against you, because it's fun. But I think we will both be All-in with this hand" Über den Ausgang hatte er zwar keine Vision aber letzlich waren wir nach kurzem Abtasten All-In. Ich hielt mich für einen Glückspilz, denn wie oft folgen auf eine Hand mit American Airlines (2 Asse) direkt 2 Könige. Da ich kein ausgewiesener Freak, bin kann ich nicht mit Wahrscheinlichkeiten dienen, jedenfalls freute ich mich über eine statistisch gute Chance auf den Gewinn und verplante in Gedanken schoneinmal die 200 Kronen. Als mein Gegenüber dann aber 2 Asse auf den Tisch pfefferte und und mich mit den folgenden 5 Karten auch der Faktor Glück nicht mehr retten konnte fand das Spiel mit einer würdigen Hand einen würdigen schwedischen Sieger. Dieses für Pokerfreunde durchaus ungewöhnlich spektakuläre Spielende im Heads up sorgt noch heute, also geschlagene 6 Tage später, für Gesprächsstoff im 1. Stock von Triogatan 4 und war das Ende eines - fast (lasst euch von einem BWLer sagen dass Geld nicht das wichtigste ist im Leben) - durchweg gelungenen Abends. Der schwedischen Freude den Sieger gestellt zu haben kann ich immerhin mit meinem statistischen Wissen um die Erfolgschance bei 1 aus 6, aber noch viel wirkungsvoller mit dem Spruch: "Und im Fussball gewinnen doch immer wir" entgegenen.
Soviel vom Poker. Das nächste mal auch mit Bildern, damit ich meinen Schwedenflur mal vorstellen kann!
Vi ses snart,
Hälsningar, Henrik
Alter Schwede...
Was nun? Ein neuer Rechner muss her, denn ohne ist man hier ziemlich aufgeschmissen!
Kein Problem, rausgehen und kaufen sollte man meinen! Na ja nicht ganz, mal abgesehen von den sprachlichen Barrieren die ein schwedischer PC mit schwedischem Betriebssystem mit sich bringt ist vor allen Dingen der Aspekt der Tastatur nicht zu vernachlässigen, wie bereits an anderer Stelle geschildert.
Also, nicht lange fackeln dachte ich mir, und gab bereits Montag abend eine Onlinebestellung nach Deutschland ab. Somit hoffe ich anfang nächster Woche wieder multimedial kommunikationsfähigkeit zu sein...
Dann können auch Berichte und Bilder der letzten 2 Wochen folgen, die ganz im Zeichen skandinavischer Völkerverständigung standen. Zu berichten wird es dann sicherlich auch eine Menge aus Riga geben. Ab Sonntag werden wir mit dem Schiff die 540 Kilometer lange Fahrt zur lettischen Hauptstadt von Stockholm aus anpeilen, die Berichten zur Folge sehr alkoholreich ausfallen soll. We will see...
Grüsse aus Schweden,
Henrik