Montag, 8. Juni 2009

Round up

Viel ist passiert in den letzten Wochen und Tagen, was natürlich gebührend gewürdigt werden muss.

Da wäre zunächst einmal die erfreuliche Tatsache, dass mein Studentenleben hier in Karlstad offiziell abgeschlossen ist. Dabei führte ich in den letzten Wochen einen Parallelblog den ich der Nachwelt nicht vorenthalten will. Zu bestimmten Themen mussten Assignments auf Englisch geschrieben, veröffentlicht und kommentiert werden. Zu erreichen ist das ganze unter: http://henrikenglish09.blogspot.com/ Meine letzten Arbeiten reichte ich letzte Woche ein, nur der Gang der Bürokratie führt mich noch immer in die Uni. Da musste ich doch erstaunt feststellen, dass ein besagtes Dokument namens 'Learning Agreement' nicht mehr vorhanden ist. Also muss ein neues her, aber dies erst hier in Schweden unterschreiben zu lassen und dann mit nach Deutschland zu nehmen wäre ja auch zu einfach. Erst nach Deutschland schicken, unterschreiben und zurücksenden lassen, hier die Unterschrift holen und dann wieder nach Deutschland schleppen. Na ja, anders geht es wohl nicht, aber so bin ich beschäftigt.

Hauptausflugsziel der vergangenen Woche war der See Alstern nahe unserer Wohnsiedlung, denn Sonnenschein und 27 Grad (Sonnenbrand inklusive) laden nunmal dazu ein. Eine Renaissance erlebte dabei jenes Schlauchboot, dass sich 5 verrückte Deutsche letztes Jahr im August zulegten und damals als die 'Naturburschen' in die Karlstäder Exchange Geschichte eingingen. Bei steigenden Außentemperaturen konnte man das Boot durchaus mal für eine kleine Abkühlung verlassen, was bei Lisa allerdings nicht mehr vor dem Entledigen des Shirts gelang. Der echte Deutsche gibt sich natürlich mit einem einfachen schwedischen See nicht zufrieden, deutsches Kulturgut darf nicht fehlen, sprich Kohle, Grill und Bratwurst. Letztere Errungenschaft ist hier in Schweden allerdings nicht so einfach zu ergattern, vor allem weil der Deutsche bei Bratwurst eben eine solche meint und nicht kleinen Wiener Pölsern spricht. Das Grillen am See war jedenfalls ein voller Erfolg. Voller Schande muss ich gestehen bei unseren Seebesuchen zum ersten mal von Schlangen in Schweden gehört zu haben. Na ja, gehört ist leicht untertrieben kam doch eine mittelgroße Schlange zum plantschen zu uns ins Wasser. Dabei handelte es sich glücklicherweise um den Typ der beiden schwedischen Schlangenarten die nicht giftig ist. Unser Indianer Hektor zeigte sich im folgenden von seiner besten Seite. Mit dem Boot und selbstgebauter Angel stach er zur See um die ganz großen Fische zu fangen. Als er das Padeln leid war, baute er sich kurzerhand ein Segel mit seinem T-Shirt. Diese geniale Idee zerplatzte als er plötzlich im See lag und das Segel aka T-Shirt in den Tiefen des Alstern verschollen war. Wie Milan zu sagen pflegt: "Natur took the Shirt". Zu unseren Seebesuchen schloss sich unser famoser Angelabend an (Henrikksson berichtete).


Ebenfalls aufgrund des guten Wetters machten sich Nicole und meine Wenigkeit am letzten Wochenende auf zu einem Trip in den näheren Norden nach Rottneros, ein Blumen- und Skulpturenpark bei dem sich alles um den kleinen Nils Holgersson dreht. Während Nicole beim Entspannen in der schwedischen Sonne vor allen Dingen Gefallen an meinen Füssen fand, waren die von mir zum Kriegsgegner erklärten Möwen natürlich wieder allgegenwärtig. Vom Park fanden wir über den Umweg der Stadt Sunne, die mit ihren sehenswerten Prachtbauten (wieso steht davon eigentlich nichts im Reiseführer?) überzeugte, auf einen erhöhten Gebirgszug. Ja, man könnte es fast Berg nennen, aber auch nur fast. Dem zum Trotz bot sich ein herrlicher Ausblick über das Värmland.
Der gestrige Tag stand im Zeichen einer Bildungsreise. Während mein erster Versuch auf den Spuren Nobels zu forschen im Niemandsland endete, ging es gestern ins nah gelegene Karlskoga um sich das Anwesen des Physiker und Chemikers einmal aus nächster Nähe anzusehen. Wichtig zu erwähnen, dass wir diesmal sicher gingen, dass die Pforten auch wirklich geöffnet waren. Beim bezahlen wurden wir freundlicherweise darauf hingewiesen, dass wir eine Führung auf Deutsch durch das Anwesen Herr Nobels bekommen könnten. Auf dem Weg zu unserem Guide entwickelte ich die Theorie einer jungen, hübschen, blonden Führerin was von meinen 3 Mitstreitern in gewissermaße hämisch und/oder kritisch beäugt wurde. Als jedoch eine junge Schwedin die ganz gut auf meine fiktive Beschreibung mit begrüßenden Worten vor uns trat war die Vollständigkeit meiner Theorie zweifelsohne hergestellt. Jene Schwedin amüsierte uns immer wieder durch bestimmte Redewendungen die sie unseren Vermutungen zur Folge nur durch einen längeren Auslandsaufenthalt im deutschsprachigen Raum hatte verinnerlichen können. So wurden wir mehrmals darauf hingewiesen dass Herr Nobel 'ständig auf DER Achse' war und das mit den Frauen bei ihm ja alles 'Scheisse war'. Jedenfalls weiss ich nach dem Vortrag genannter Dame, von der an dieser Stelle zum Leitwesen der Leser kein Foto veröffentlich wird, einiges mehr als das Monsieur Nobel ein Weltenbummler war, in irgendeiner Form Dynamit erfunden hat und in seinem Testament die berühmte Stiftung ins Leben gerufen hat. Nicht schlecht staunten wir jedoch, als Alfred Nobel leibhaftig vor uns stand und auf Schwedisch einigen Besuchern die Gemächer des Forschers zeigte. Da musste natürlich ein Foto her, dass Alfred auch gerne machen ließ, ohne jedoch den Zusatz zu vergessen dass er ja schon tot sei ("Jag är död"). Der junge alte Spaßvogel wies uns noch darauf hin, dass man zum lachen beim Foto doch am besten 'Dynamiiiiiiiit' ruft. Jetzt sind wir schlauer!

Mit zu unserem Besuch bei Herrn Nobel gehört natürlich auch die Geschichte unseres Fortbewegungsmittels. Seit Donnerstag Abend mussten wir feststellen, dass Julias Auto nicht mehr ansprang. Erste Vermutungen der Fehler liege beim Starter bewahrheiteten sich nicht, womit der Verdacht schnell auf die Baterie fiel. Nach einer kleinen Kaffeefahrt durch Karlstad sprang der Gute auch wieder an und zur Freude des Tages spendierte uns Julia noch ein Eis. Leider wollte der liebe Nissan danach nicht mehr anspringen und so mussten wir das Gefährt vom Parkplatz schieben um zu starten. Dieses Procederre hat sich in den letzten Tagen zur absoluten Routine entwickelt. Da staunen die Leute nicht schlecht, wenn 2 Personen schnurstracks hinter das Auto laufen um dieses den Berg hinunterzuschieben, ohne vorher auf Fehlersuche zu gehen. Dieses Kapitel wurde heute jedoch beigelegt, als beim Besuch im Batteriedepot die richtige Batterie besorgt und vom Fachpersonal gegen deren Willen ("later you will shoot me") eingebaut wurde. Der hiesige Mitarbeiter zeigte sich gegen halb11 Uhr Ortszeit noch leicht verschlafen, erzählte er uns aber bereitwillig von seiner Woche Urlaub die er zuletzt auf dem Sweden Rock Konzert verbracht hatte. Unserer Entgegnung, dass wir nun für den nächsten Monat die unifreie Zeit genießen, konnte er nur mit einem freundlichen "Fuck you guys" entgegnen. So sind die Schweden eben, immer adrett und korrekt.

Oftmals in diesen Tagen finden wir uns bei meinem Mitbewohner Arjan ein. Auf seinem Flatscreen wird Pro Evolution Soccer gespielt, diverse Tuniere gestartet. Einen Höhepunkt stellte dabei der Samstag Abend da, an dem sich auch Mitbewohner Niklas mit ein paar Bier zu uns gesellte. Als Julia ihm von unserem geplanten Ausflug nach Östersund zum schwedischen Loch Ness erzählte hatte er natürlich auch eine Geschichte auf Lager. So entdeckte er zu seiner Zeit in Schottland plötzlich schleimige grüne Spuren als er aufwachte. Während bei diesen Worten schon erste Lachanfälle unterdrückt wurden, lauschte Julia gespannt Nicklas' Ausführungen. Immerhin war ihm dann auch bald Scotland Yard auf den Fersen was für ihn schließlich im Gefängnis endete, denn bei der Vernehmung konnte er ja von nichts berichten. Während hinter unseren Gamepads schon die ersten Tränen flossen, schien Julia von der Geschichte immer erstaunter, vor allem als Niklas dann noch von dem wagemutigen Einsatz des schwedischen Geheimdienstes erzählte, der ihn schließlich befreite. Nun zweifelte auch Julia den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte an und das obwohl Niklas seine Erfahrungen bierernst an die Frau gebracht hatte. Im folgenden brillierte er durch Erläuterungen zu ihm und seiner Katze. Gegen Ende des PES-Abends musste natürlich noch ein fiktiver Charakter erstellt werden. Mit grünem Bart und Tom Cruise Profilwie entstannt - wie könnte es anders sein - Lionell Nessi!

Am gestrigen Abend stand dann ein trauriges Kapitel in Form von Nicoles Abschied auf dem Plan. Das sich dabei ihr Klo zum Zentrum der Diskussionen entwickeln würde war vorher noch nicht abzusehen. Nachdem Martin und ich vergeblich daran gescheitert waren die Klospülung zu betätigen kam Antje nach geraumer Zeit (!) in die Küche zurück, mit dem entschuldigenden Zusatz den Rasierschaum im Bad verteilt zu haben, da sie diesen für Raumspray hielt. Dies war der Ursprung für erste Lachanfälle die am späteren Abend bei Diskussionen und Zweitmaterial zu dem Szenario von '2 Frauen und eine Tasse' ins schier unermessliche gesteigert wurden. Somit kann ich an dieser Stelle aber mit Fug und Recht behaupten, dass Nicole keinen so traurigen Abschied hatte, auch wenn Sie im Enddeffekt mehr Geschenke in Form von Überbleibsel für uns hatte als wir für die Abreisende.

Genug geschwafelt, so sahen die letzten 1, 2 Wochen hier in Schweden aus. Bleibt dabei!
Hälsningar från Henrik

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