Mittwoch, 29. Oktober 2008

Eishockey

Die internetlose Zeit hat zum Glück nicht mal einen Tag angedauert. Somit sind wieder Blogeinträge von zu Hause mit gewohnter Tastatur möglich.


Nicht vorenthalten will ich unseren Besuch beim Eishockey vergangenen Samstag. Färjestads BK (FBK) ist der hier ansässige Verein aus Karlstad, der zweifelsohne zu den großen Topklubs Schwedens gehört und zuletzt 2006 schwedischer Meister war. In der Vereinsgeschichte stehen insgesamt 7 Meistertitel und 17 Finalteilnahmen zu buche. Dementsprechend gespannt traten wir unseren Weg zum Eishockeystadion in der Stadt an. Die erste positive Überraschung war die Löfbergs Lila Arena, wobei Löfbergs Lila eine Kaffeerösterei und großer Arbeitgeber in der Stadt ist. Der erste durchweg positive optische Eindruck bestätigte sich im Inneren der 2001 erbauten Halle. Nachdem der Fanshop durchlaufen war, ging es zu unseren Plätzen. Gute Sicht war uns beim Kauf der ca. 30 Euro teuren Tickets (für günstigere Karten kamen wir eine Stunde vor Spielbeginn etwas zu spät) garantiert worden, was mit Plätzen in der 3. Reihe auf jeden Fall erfüllt wurde. Kurz vor Spielbeginn wurden auch unsere Befürchtungen einer halb leeren Halle widerlegt, und so erhoben sich nach dem Einlauf der ganzkörpergepolsterten Muskelpackete ca. 6.700 Zuschauer in der 8.250 Menschen fassenden Halle zur schwedischen Nationalhymne. Nationalhymne...? Auch das kennt man in Deutschland höchstens bei Länderspielen. Zum Anstoss, wie ich den im Eishockey als Bully bekannten Spielstart als Fussballfreund einfach mal bezeichne, staunten wir nicht schlecht ob einiger Tatsachen, die man aus deutschen Stadien oder Hallen doch in etwas anderer Form kennt:
1. Heim- und Gästefans befanden sich im Stehblock auf der gleichen Seite. Ein paar Ordner und obligatorische Barrieren sollten Unheil vermeiden, was die konfliktvermeidenden Schweden aber erst gar nicht aufkommen liessen
2. Beim Einlauf der Schiedsrichter keine Pfiffe und unflätigen Bemerkungen. Also kein Pfeiffkonzert wie in Germania so üblich
3. Kein Bierverkauf in der Halle. Dem Sponsor der Halle nach gab es verständlicherweise zwar viel Kaffee zu erwerben, doch kaltes Bier was in Deutschland zum Hauptbestandteil einer jeden Sportveranstaltung gehört war nicht aufzufinden. Vielleicht auch deshalb: kein Zoff zwischen den Fangruppen
4. Schon vor Spielbeginn ging ein netter älterer Herr (siehe Foto) durch die Reihen und verteilte Handcreme zum Schutz der Hände gegen die Kälte.. Schnell hatte er uns als deutsche ausgemacht und spannte uns gleich zum stimmungsvollen Klatschen ein. Ob er unsere Musikdarbietung Donnerstag Abend im Campus verfolgt hatte? Jedenfalls war der Plan sich im gesitteten Umfeld der Schweden so unauffällig wie möglich zu verhalten schon nach wenigen Minuten zu Nichte gemacht.
5. Kein "Adler vom Main", kein "Borussia", kein (ich nehme diese Worte wirklich ungern in den Mund) "FC Bayern Stern des Südens" und auch nicht der allseits bekannte Schlachtruf "Erbame - zu spät, die Hessen kommen" sondern ein Fansong der fast schon zum gemütlichen Schunkeln mit einem Glas Glühwein (hätte den gegeben) aufforderte liessen den Spielstart folgen.

Das die Schweden doch echte Sportfreunde sind und ihren Emotionen freien Lauf ließen zeigten die folgendenden 60 Minuten. Mit erstaunlicher Lautstärke schafften sie es fast die kompletten 60 Minuten durchzusingen. Nach einem etwas trägen 1. Drittel entwickelte das Spiel in der Folgezeit ein hohes Tempo und kann guten Gewissens auch von einem Laien wie mir als deutlich über deutschem DEL Niveau angesiedelt werden. Eishockey - der große Volkssport in Schweden. Für den Favoriten aus Karlstad gab es allerdings eine 2:3 Niederlage gegen Aufsteiger Rögle. Alles in allem ein sehr gelungener Nachmittag, der sicher nicht der letzte in jenem Schmuckkästchen gewesen sein wird, in dem 2010 die Men's World Inline Hockey Championships ausgetragen werden.

Hey då

Tentamen

Sollte durch meinen letzten Beitrag der Eindruck entstanden sein, nächtliches Musizieren und weiterer "Blödsinn" können tagtäglich in Hülle und Fülle genossen werden, muss ich, der Richtigkeit halber, nun auch vom durchaus vorhandenden "ernsthaften" Teil des Auslandssemesters berichten.
Heute stand für uns Sprachinteressierte die Klausur in "Schwedish as a foreign Language 1" auf dem Programm. Offizielle Zeitansetzung: 8.15 - 12.15 Uhr. Offensichtlich, da ich jetzt schon schreibe, dass man nicht die ganzen 4 Stunden zum Bearbeiten der Klausur benötigte. Vorausgegangen waren dem schriftlichen Examensteil heute, Hörverstehensübungen am gestrigen Tag. Zu lernen gab es somit dank unserem Buch und einer Flut an Zetteln genug. Das grösste Problem stellte wohl der selbstzuverfassende Text dar, der nach ca. 2 Monaten noch nicht ganz so einfach von der Hand geht. Lief aber alles in allem gut, wobei nicht verschwiegen werden darf, dass für uns Deutsche das Lernen der schwedischen Sprache doch deutlich angenehmer ist als für unsere "Exoten" aus Asien oder Mexiko. In Vorbereitung auf die Klausur wurde, wie man es (zumindest vom Fachbereich Wirtschaft) aus Deutschland kennt, mit viel Präzision gearbeitet, Platznummerierungen inklusive. Wichtig auch zu erwähnen, dass keine Nummern zu ziehen waren, das machen die Schweden nämlich auch mal ganz gerne, selbst im ansässigen Blumenladen. Verblüffen konnte da nur, dass Toilettengänge während der Bearbeitungszeit erlaubt waren, was sich schnell erklären sollte, da sich die Toilette im hinteren Bereich des Klausursaales befand. Genauso sind Schliessfächer für Wertsachen in in heimischen Gefilden wohl eher als Seltenheit anzusehen. Bei so viel Überwachung stellt sich nur die Frage wo die Kameras in der Toilette platziert waren...
Nach diesen paranoiden Gedanken zurück zum Thema. Nachdem ich meinen ersten Kurs "Aspects of Sweden" schon vor ca. 2 Wochen abgeschlossen habe, ist die Hälfte des Semesters geschafft, sollte unsere wehrte Leherin meine Schrift lesen können. An dieser Stelle gilt es eine weitere Besonderheit der schwedischen Prüfungsordnung nicht unerklärt zu lassen. Mit dem Bleistift darf nicht nur sondern soll ausdrücklich geschrieben werden. Was in Deutschland undenkbar ist gilt hier als Usus und soll für eine ordentliche Klausur bürgen. Kein Rumgeschmiere und Durchgestreiche sondern einfaches radieren...
Zurück zu meinem Kursplan. Wie erwähnt sind die ersten 15 meiner insgesamt 30 geforderten Credit Points geschafft. Ab nächster Woche steht mit "Swedish as a foreign Language2" und "International Trade Theory" meine 2. Semesterhälfte auf dem Programm. Sollte dies genauso gut laufen wie der erste Teil bin ich zufrieden.

So, dies war mein erster Eintrag von einem schwedischen Computer (überwacht?). Da mein Internet zu Hause derzeit nicht funktioniert schreibe ich erstmal von der Uni aus. Etwas verwirrend ist hier lediglich die Buchstabenanordnung. "Z" und "Y" sind vertauscht und das "ü" fehlt ganz. Was sonst noch differiert werde ich sicher bald noch leidvoll erfahren.

Kära hälsningar från Sverige. Vi syns!
Henrikksson

Freitag, 24. Oktober 2008

Nächtliche Musikstunde

24.10.2008, 02.00 Uhr: 5 Deutsche und 2 Spanierinnen und die Idee einer Afterparty
Als wir gegen 2 Uhr donnerstagsüblich aus der Arena zurück an den Campus kamen, ahnte noch niemand der letzten Verbliebenen was für musikalische Entwicklungen der späte Abend mit sich bringen sollte. Nach einer sprichwörtlich legendären Taxi bzw. Black-Cab-"Fart" die eigentlich zu einer Preisminderung hätte führen müssen (wir haben 12o bezahlt oder?) entschloss man sich gegen den Willen von Klaus doch noch seine Küche aufzusuchen um den Abend "gemütlich" ausklingen zu lassen. Was zu Beginn in Form von 7 halbschläfrigen människor auch noch gut klappte, wurde in dem Moment zu nichte gemacht, als Chris den Klang der Pfannen für sich entdeckte. Hitverdächtige Melodien entstanden beim Zusammenschlagen der Pfannen oder dem Eintrommeln mit Hilfe diverser Küchenutensilien. Wie es zu diesem Ausbruch an Musikbegeisterung unserers Methusalems kam, Bedarf weiterer Analysen, ist im Augenblick allerdings nicht nachhaltig zu erklären. Die Offenbarung dieser neuen Musikrichtung riss aber alle Verbliebenen mit, was zu ohrenbetäubenden Klängen in Klausis Küche führte. Da trommelten die eben noch als Halbleichen identifizierten Partygäste plötzlich gegen Kühlschränke, Decke und irgendwie alles was Lärm verursachte. Als dann auch plötzlich nahezu jeder ein "Mikrofon" parat hatte und ein stimmgewaltiger Chorus entstand waren auch die letzten Zweifler aus ihrer Trance gerissen. Die denkwürdige Musikdarbietung fand dann gegen 15vor3 ihren Schlusspunkt, wohl auch aus der Scham bedingt die arme Jenny mit unserer Musikdarbietung aus dem Bett geholt zu haben. Sollten uns noch mehr entgeisterte Campusbewohner bewundert haben: Wir sind nicht verrückt..., na ja ein bischen vielleicht.

Grüße aus dem jetzt musikfreien Campus,
Henrik

Sonntag, 19. Oktober 2008

The Hellacopters!

Karlstad hat nicht nur Natur, eine schöne Uni und derzeit traumhaftes Herbstwetter zu bieten sondern auch eine der besten Bands die Schweden jemals hervorgebracht hat.

http://www.myspace.com/hellacopters

Freitag waren die Hellacopters in der proppevollen Nöjesfabriken am Start! 90 Minuten und mehrere Zugaben brachten die Schweden zum kochen. Ob sie ihre Songs dabei in 8 oder doch 16- facher Geschwindigkeit im Vergleich zu den Plattenaufnahmen gespielt haben bleibt offen. Chris und ich warenm dort, hat sich gelohnt!

Tribute to the Hellacopters!

Giessen - Plön - Karlstad - Göteborg

Nach langem mal wieder ein Eintrag im Blog!

Zurück nach Schweden ging's im Auto, nach 2 Tagen, 1.300 km, 2mal Fähre und Zollkontrolle (ja ich will in Schweden nur studieren!) war die Reise von Gießen nach Karlstad dann geschafft. Eigentlich ganz angenehm, bis auf die letzten Kilometer schwedische Autob..., äh Landstraße (bei einer gefühlten Spurbreite von 50 Metern). Schlimmer als die Tatsache der Straße waren Tempolimit 90 und festinstallierte Blitzanlagen, teilweise alle paar Kilometer. Ein Dank ein mein treues Blaupunkt, das hoffentlich auch jeden Geldmacher angezeigt hat. Und Dank meinem treuen Weggefährten mit 4 Rädern ist jetzt auch leckeres deutsches Bier mit mir nach Schweden gekommen.

3 Tage Karlstad hiess es für Eike, Strunni und mich dann. Legendär war jener Dienstagabend an dem angeblich dreieinhalb Vodkaflaschen geleert wurden, Sirup natürlich inklusive. Mit dem polnischen Hund kann man die Leute hier eben begeistern. "Kann man mal machen"!

Na ja Stadt und See hab ich meinen beiden Gästen natürlich gezeigt. "Macht halt schon was her"..., für die Menschen eben ;-)

Dann hiess es für uns nochmal 2 Tage Göteborg zu genießen. Schade nur, dass die Sonne nur dann scheinen wollte wenn wir im Auto saßen. Also nichts mit "nice" Wetter als wir in der Bootsrundfahrt durch den Göteborger Hafen saßen. Na ja Highlight war sicher unser Besuch im Göteborger Ullevi Stadion. Das von außen etwas marode wirkende Stadion zeigte im Inneren seinen ganzen Charme. Ein Dank gilt an den freundlichen Hausmeister der uns auf Nachfrage doch tatsächlich den Spielertunnel aufschloss und uns durch's Stadion stapfen ließ. "Is ne Option"

Nicht zu vergessen, dass ich im Göteborger Tierpark nahe unserem Hostel meinen ersten Elch gesehen habe. Mycket bra dieser elg! Zu der schönen Stadt Göteborg ist noch zu sagen, dass sie zu 20% aus Grünflächen und Parks besteht, was den speziellen Flair Schwedens 2. größter Stadt ausmacht. Trotz gefühlter dreistellig entdeckter McDonaldszeichen bleibt nur der Wehrmutstropfen, dass es uns verwehrt wurde einen "Max" - das Pendant der schwedischen Fastfoodindustrie - zu entdecken. Da sieht man mal was man an Karlstad hat.
Eike und Strunz: Danke für die 6 Tage - war ein Streich!
Zum Abschluss ein paar Impressionen:

Plön in Schleswig Holstein, morgendlicher Blick vom Schloss


auf der Fähre

polnischer Hund Abend"



Alsternsee nahe meiner Bude


typisch Schweden
Ullevi Stadion, Göteborg


da is' er!



"Dicker Igel"


absolut nötig bei unser "Spritztour" durch die Gewässer von Göteborg

Grüße,
Henrik