Nicht vorenthalten will ich unseren Besuch beim Eishockey vergangenen Samstag. Färjestads BK (FBK) ist der hier ansässige Verein aus Karlstad, der zweifelsohne zu den großen Topklubs Schwedens gehört und zuletzt 2006 schwedischer Meister war. In der Vereinsgeschichte stehen insgesamt 7 Meistertitel und 17 Finalteilnahmen zu buche. Dementsprechend gespannt traten wir unseren Weg zum Eishockeystadion in der Stadt an. Die erste positive Überraschung war die Löfbergs Lila Arena, wobei Löfbergs Lila eine Kaffeerösterei und großer Arbeitgeber in der Stadt ist. Der erste durchweg positive optische Eindruck bestätigte sich im Inneren der 2001 erbauten Halle. Nachdem der Fanshop durchlaufen war, ging es zu unseren Plätzen. Gute Sicht war uns beim Kauf der ca. 30 Euro teuren Tickets (für günstigere Karten kamen wir eine Stunde vor Spielbeginn etwas zu spät) garantiert worden, was mit Plätzen in der 3. Reihe auf jeden Fall erfüllt wurde. Kurz vor Spielbeginn wurden auch unsere Befürchtungen einer halb leeren Halle widerlegt, und so erhoben sich nach dem Einlauf der ganzkörpergepolsterten Muskelpackete ca. 6.700 Zuschauer in der 8.250 Menschen fassenden Halle zur schwedischen Nationalhymne. Nationalhymne...? Auch das kennt man in Deutschland höchstens bei Länderspielen. Zum Anstoss, wie ich den im Eishockey als Bully bekannten Spielstart als Fussballfreund einfach mal bezeichne, staunten wir nicht schlecht ob einiger Tatsachen, die man aus deutschen Stadien oder Hallen doch in etwas anderer Form kennt:
1. Heim- und Gästefans befanden sich im Stehblock auf der gleichen Seite. Ein paar Ordner und obligatorische Barrieren sollten Unheil vermeiden, was die konfliktvermeidenden Schweden aber erst gar nicht aufkommen liessen
2. Beim Einlauf der Schiedsrichter keine Pfiffe und unflätigen Bemerkungen. Also kein Pfeiffkonzert wie in Germania so üblich
3. Kein Bierverkauf in der Halle. Dem Sponsor der Halle nach gab es verständlicherweise zwar viel Kaffee zu erwerben, doch kaltes Bier was in Deutschland zum Hauptbestandteil einer jeden Sportveranstaltung gehört war nicht aufzufinden. Vielleicht auch deshalb: kein Zoff zwischen den Fangruppen
4. Schon vor Spielbeginn ging ein netter älterer Herr (siehe Foto) durch die Reihen und verteilte Handcreme zum S
5. Kein "Adler vom Main", kein "Borussia", kein (ich nehme diese Worte wirklich ungern in den Mund) "FC Bayern Stern des Südens" und auch nicht der allseits bekannte Schlachtruf "Erbame - zu spät, die Hessen kommen" sondern ein Fansong der fast schon zum gemütlichen Schunkeln mit einem Glas Glühwein (hätte den gegeben) aufforderte liessen den Spielstart folgen.
Das die Schweden doch echte Sportfreunde sind und ihren Emotionen freien Lauf ließen zeigten die folgendenden 60 Minuten. Mit erstaunlicher Lautstärke schafften sie es fast die kompletten 60 Minuten durchzusingen. Nach einem etwas trägen 1. Drittel entwickelte das Spiel in der Folgezeit ein hohes Tempo und kann guten Gewissens auch von einem Laien wie mir als deutlich über deutschem DEL Niveau angesiedelt werden. Eishockey - der große Volkssport in Schweden. Für den Favoriten aus Karlstad gab es allerdings eine 2:3 Niederlage gegen Aufsteiger Rögle. Alles in allem ein sehr gelungener Nachmittag, der sicher nicht der letzte in jenem Schmuckkästchen gewesen sein wird, in dem 2010 die Men's World Inline Hockey Championships ausgetragen werden.