Sonntag, 7. September 2008

Week 2 - Veckor två

... doch auch in Schweden kann man gutes Wetter erwischen. Pünktlich zum Wochenende kam die Sonne zum Vorschein und auch wenn keine tropischen Temperaturen zu verzeichnen waren, so strotzten wir nur so vor Tatendrang. Schnell ging es in die Stadt um Boot und eine Angel zu kaufen, da wir (eine Zusammensetzung 5 verrückter Deutscher, deren Gesprächsinhaltsgehalt sich gegen Abend exponentiell abnehmend verhält) alle ein bischen ins Angelfieber geraten sind, zumindest zunächst. Nach unseren bisher kläglich gescheiterten Versuchen, die aber wohl auf unsere unprofessionellen Köder wie (der Reihe nach) Hotdogs, Brot, geköpfte Biene und Gummibärchen zurückzuführen sind und dem mittlerweile milden Klima zur Folge hat der Angelvirus zunächst einmal Pause. Von unserer Siedlung aus führen 2 schöne Wege zum nahgelegenen See, der in ca. 30minuten zur Fuss zu erreichen ist. Auf dem Weg dorthin findet man die typischen roten Schwedenhäuser an tollen Plätzen und spätestens wenn man am See angelangt ist, weiss man dass man in Schweden angekommen ist. Bemerkenswert ist die Ruhe die man in Deutschland aufgrund rauschender Autobahnen so derart finden wird. Die Luft hier im hohen Norden lässt einen die Natur förmlich aufsaugen, da sie noch frischer wirkt und auch tatsächlich ist als bei uns. Nach der Einweihung unseres Bootes (kaputte Padel nach der 1. Fahrt und mittlerweile 1. Loch) gab es mangels eigener gefangener Fische nur noch die Option zu grillen, klassisch mit Holzkohle, wie es sich für den Deutschen gehört...
Abends haben uns Schweden dann eingeladen zum "Kräftor", oder auf Englisch "Grey fish" essen. Das sind Krebse die man mit einer bestimmten Technik aufbrechen und dann mit ein wenig Aufwand essen kann. Obwohl es sich hierbei um den von mir ungeliebten Fisch handelt hab' ich's mal probiert und prompt hat es sich gelohnt.



Kaum war das Wochenende rum ging auch der Unialltag los. Von meinem zu Hause sind es zur Fuss grade mal 10 Minuten bis zur Topmodernen Uni Karlstad, die mit deutschten Hochschulen nicht zu vergleichen ist. Hier führt sich der "Swedish way of life" konsequent fort. Hochtechnologisiert und auf Sauberkeit achtend kann man Schweden aus meiner Sicht auch als bessere Deutsche bezeichnen. Pünktlichkeit wird hier noch größer geschrieben als bei uns. Trotzdem würde hier niemand auf die Idee kommen aufbrausend zu Hupen sollte der 20. Exchange Student 50 Meter hinter dem Zebrastreifen über die Straße hüpfen.
Meine ersten beiden Kurse, die relativ intensiv sind und bis Ende Oktober dauern sind ein Schwedisch Sprachkurs und "Aspects of Sweden", ein Political Science Kurs. Vor allem wird in Schweden Wert auf Eigenarbeit und Präsenationen sowie Textabgaben gelegt. Nach 3 Unterrichtseinheiten schwedisch kann man die Sprache natürlich nicht. Na ja ich fange mal an: "Jag heter Henrik. Jag kommer från Tyskland. Jag bor i Karlstad på Trigatan 4 och jag studerar på universitetet." Na ja die ersten Gehversuche, vielleicht versteht's ja jemand. Sollte man aber nach dem Beherrschen von ein paar Sätzen, die Schwierigkeit der Sprache ist hier nicht zu unterschätzen, denken sich im Alltag verständigen zu können irrt man gewaltig. Reden die Schweden munter drauf los erkennt man aufgrund der eigenwilligen Betonungsregeln (manchmal singt man diese Sprache mehr als man sie spricht) schlechtestenfalls nicht mal die eben verwendeten Worte. Immerhin kann man im Fernsehen, was komplett englisch mit schwedischen Untertiteln ist, mitlesen und nach bekannten Worten "suchen". Die schwedische Sprache an sich sehe ich als Mix aus Deutsch und Englisch an. Viele Worte finden sich manchmal exakt gleich (deutsch = schwedisch = Gummiboot) wieder oder in abgewandelter Form. Wie sich schon in den ersten Sprachstunden zeigte ist die sprachliche Hürde für Südeuropäer und insbesondere Asiaten bedeutend höher.
Bleibt noch die Mensa zu erwähnen. Mit ca. 5 Euro ist ein Menü hier natürlich bedeutend teurer als in Deutschland. Doch gilt hier die "All you can Eat" Mentalität, aber nur das was auf einen Teller passt, nachholen ist nicht. Ist der Teller aber randvoll sind die 5 Euro gut angelegt und es bleibt ja immer noch die Möglichkeit selbst zu kochen. Na ja von kochen zu sprechen wäre übertrieben, aber lustigerweise stellen die Schweden in der Uni unzählige Kühlschränke und Mikrowellen auf, was viele Studenten nutzen sich günstig selbst zu versorgen. Diese Essensmentalität lässt ein wenig darauf schließen wieso die Schweden im Innersten die Amerikaner zum Vorbild haben, auch wenn sie augenscheinlich und ihrer Mentalität entsprechend nichts mit ihnen gemeinsam zu haben scheinen, so können sie sich doch für Hot Dogs, Pancakes oder schlicht und einfach McDonalds bzw. Burger Kind begeistern.

Es folgte ein "offizielles Welcome Dinner" für uns internationale Studenten an der Universität. Was wir nicht wussten war der spontane musikalische Beitrag den jedes Land zu leisten hatte. Nach kurzer Verständigung wurde einigte man sich auf "Komm hol' das Lasso raus", sowie folgendes Liedgut: http://de.youtube.com/watch?v=U6p99SHM6j4 Wer kann denn den Titel erraten? Glücklicherweise konnte ich mich auf der Bühne etwas in Sicherheit bringen, oder sieht mich jemand? Abgeschlossen wurde unsere grandios schieflagige Aufführung mit dem Highlight "Humba, Humba TäTerä" (schreien kann jeder) von dem leider kein Bildmaterial existiert :(

Einem erneuten Wochenende mit Boot und Angel folgten abends Partys und Events. So war in einer unserer mittlerweile favorisierten Ausgehmöglichkeiten, der Nöjesfabriken, die Zweitplatzierte des Schwedish Idol Armanda Jensen und Schwedens wohl bekanntester Rapper (fragt mich nicht nach dem Namen) mit Auftritten vertreten.


Highlight des Wochenendes war auf jeden Fall der Värmland-(die Umgebung in der Karlstad liegt, schöner als Hessen wie ich zugeben muss) Tripp, der von der Uni organisiert wurde. Zu Beginn der Busreise an einen See, es gibt ja in der unmittelbaren Nähe nicht genug davon ;-) wusste man noch nicht womit man sich bei einer der Aktivitäten, Mountainebiking, einlies. Die Vorstellung einer halbwegs ruhigen Tour für mich als Radsportinteressierten, musste ich schnell verwerfen. Über Baumstämme und Klippen statt Stock und Stein, durch Sumpf statt Fützen und teilweisen Sichtweiten unter gefühlten 50 Zentimetern schaffte unsere Gruppe, zusätzlich aufgehalten durch einen sichtbar geschockten Koreaner, dann doch irgendwie dem Guide zu folgen. Nass ob der Witterung konnte trotz Regen und 10 Grad Wassertemperatur nur ein Sprung in den See folgen, von kalt zu sprechen wäre untertrieben. Im Wigwam mit offenem Feuer kredenzte man uns dan Elchwurst, die wirklich gut schmeckt und mit Krakauerwürstchen vergleichbar ist. Ach ja, gesehen habe ich das schwedische Nationaltier in natura noch nicht, aber man soll bei diesem Vorhaben wohl geduldig bleiben. Die weiteren Aktivitäten wie Kanu, Rafting (was sich als motorbetriebende Floßfahrt über den See herausstellte), Bogenschießen und Mushroom-Picking waren dann unglaublicherweise doch eher ruhigerer Natur.

Soviel zu einer ereignisreichen 2. Woche
Bleibt dabei


Keine Kommentare: